KI ersetzt Coaches? Warum menschliche Beratung relevanter denn je ist

KI ersetzt Coaches – stimmt das wirklich? Diese Frage den jüngsten Aussagen von ChatGPT für Unruhe im Beratungsmarkt. Als Coach begleite ich mittelständische Unternehmen seit Jahren bei Veränderungsprozessen – und beobachte nun fasziniert, welche Chancen, aber auch Risiken KI-gestützte Programme bieten.
Der Kontext:
Im Bildungs- und Beratungsmarkt wird schon seit einiger Zeit intensiv über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz in der Personalentwicklung diskutiert. Laut aktuellen Berichten – unter anderem auch aus der Fachpresse (z. B. „Die Wirtschaft“, 01.09.2025) – stehen systemische Berater und Coachings, deren Hauptaufgabe es ist, durch gezielte Fragetechniken Klient:innen zu neuen Erkenntnissen zu führen, vor der Herausforderung:
KI-gestützte Coachingprogramme könnten eines Tages große Teile dieses Aufgabenfelds standardisiert und effizient abdecken.
Was besagt die KI selbst?
Bernhard Kuntz, selbst im Beratungsmarkt tätig, konfrontierte ChatGPT mit der Frage, ob Coaching-Programme, die mittels strukturierter Fragen und digitaler Lernpfade Wissen vermitteln, in naher Zukunft den persönlichen, systemischen Ansatz ersetzen könnten. Die Antwort fiel differenziert aus:
- Leistungsfähigkeit: KI kann standardisierte, adaptive Fragen stellen und individuelle Lernpfade generieren.
- Skalierbarkeit: Große Organisationen profitieren von konsistenter, datenbasierter Personalentwicklung.
- Begrenztheit bei Zwischenmenschlichkeit: Tiefgreifende, kontextualisierte Interventionen – etwa bei emotionalen oder kulturellen Veränderungsprozessen – bleiben der persönlichen Empathie und situativen Feinfühligkeit vorbehalten.
Ein Blick in die Zukunft – Chancen und Herausforderungen
Auf den ersten Blick mag dies die Befürchtung nähren, dass Berater und Coaches in Zukunft weniger gefragt sein könnten. Doch:
Die Realität ist komplexer.
- Qualität vor Quantität: Während KI-gestützte Angebote Effizienz versprechen, fordert die Praxis – besonders im systemischen Coaching – eine hohe Qualität, die auf tiefen Beziehungen und vertrauensvoller Zusammenarbeit beruht.
- Kombination als Hybridmodell: Die vielversprechendste Perspektive ist ein hybrider Ansatz, bei dem KI-gestützte Coachingprogramme mit persönlicher Beratung verschmelzen. So kann das Beste aus beiden Welten erzielt werden: datenbasierte Erkenntnisse vereinen sich mit der emotionalen Intelligenz, die nur menschliche Berater bieten können.
Praxis-Tipps für die Zukunft: Selbstverpflichtung statt Gesetzesdruck
Als Coach, der selbst über einen Masterabschluss verfügt und langjährige Erfahrungen in mittelständischen Unternehmen, dem psychosozialen und im Dienstleistungsbereich gesammelt hat, sehe ich in dieser Entwicklung auch eine Chance, den ethischen Anspruch im Coaching zu stärken.
Ein konstruktiver Aufruf an alle:
- Transparenz statt Inszenierung:
Benennen Sie klar, welche Leistungen Sie anbieten – ob als Coach, Trainer oder Mentor. - Qualität vor Quantität:
Investieren Sie in eine fundierte Ausbildung, Supervision und Weiterbildung – das ist Ihr Qualitätsmerkmal. - Selbstverpflichtung:
Setzen Sie eigene Standards und verpflichten Sie sich zu ethischer Professionalität – unabhängig vom gesetzlichen Rahmen.
Meine Schlussfolgerung
Innovationskompetenz entwickeln bedeutet heute mehr als nur den Einsatz neuer Technologien. Es geht darum, Kreativität zu trainieren und die Balance zwischen modernen, datenbasierten Tools und menschlicher, empathischer Beratung zu finden. Coaches und Berater:innen haben nun vielmehr die Möglichkeit, ihre mitmenschlichen Kompetenzen in den Vordergrund zu rücken.
KI-gestützte Coachingprogramme werden uns zweifellos herausfordern – doch sie eröffnen auch die Möglichkeit, unsere Arbeit als systemische Berater und Coaches auf ein neues Level zu heben, vorausgesetzt, wir setzen auf Qualität, Transparenz und ethische Selbstverpflichtung.